Thanatopraxie und die Pflege zur Leichenerhaltung

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Thanatopraxie und die Pflege zur Leichenerhaltung

Seit Anbeginn der Zeit hält die Menschheit an Todesritualen fest und legt besonderen Wert darauf, die Unversehrtheit des Leichnams zu bewahren. Bereits in der Antike gab es eine Reihe fortgeschrittener Techniken zur Minimierung des Verwesungsprozesses, wie die Mumifizierung oder die Einbalsamierung.  Wie sieht es heute in der Schweiz aus? Welche Arten der Körperkonversation werden am häufigsten praktiziert? Sind sie obligatorisch? Dies sind alles Fragen, die wir in diesem Artikel beantworten werden.

Wussten Sie, dass man mit einer Bestattungsvorsorge seine Bestattung planen und sicherstellen kann, dass seine Wünsche erfüllt werden, wenn der Zeitpunkt gekommen ist?

Inhaltsübersicht

Was ist Thanatopraxie? 

Wer führt die Thanatopraxie durch?

Die Konservierung des Körpers und die Beerdigung

Wie sieht es mit den Umweltauswirkungen aus?

Der Preis für eine thanatopraktische Behandlung

Das Verhältnis zur Leichenkonservierung in verschiedenen Religionen

Erhaltungsmassnahmen am Leichnam und Bestattungsrückführung ins Ausland

Eine Entscheidung, die den Familien obliegt

Was ist Thanatopraxie? 

Thanatopraxie (von altgriechisch "Thanatos" = Tod und "praxis" = Handlung) ist ein Begriff, der die Wissenschaft der Leichenkonservierung bezeichnet. Diese Methoden werden angewandt, um die Verwesung zu verzögern und der natürlichen Dekomposition des leblosen Körpers entgegenzuwirken. Neben gesundheitlichen Gründen ermöglicht diese Art der Leichenkonservierung den Familien, den Verstorbenen würdig zu betreuen. Die Thanatopraxie stellt das natürliche Aussehen des Verstorbenen wieder her und beseitigt die Stigmata des Todes (Zyanose, Leichenflecken), um die Trauerarbeit zu verbessern.

Das Prinzip ist wie folgt: Über das arterielle System des Verstorbenen wird eine keimfreie Flüssigkeit injiziert - häufig Formalin - und anschliessend werden die Körperflüssigkeiten punktiert. Der Praktiker führt auch die Entfernung der Gärungsgase durch. Der Vorgang dauert etwa zwei Stunden, kann aber auch länger dauern, wenn der Verstorbene restaurative Pflege benötigt.

Durch diese Technik kann die Aufbahrung hinausgezögert und der Leichnam länger konserviert werden.

Wer führt die Thanatopraxie durch?

Nur Fachleute, sogenannte Thanatopraktiker, dürfen diese Art von Praktiken durchführen. Im Gegensatz zu anderen Ländern, insbesondere in Frankreich und Europa, wo der Beruf des Thanatopraktikers reglementiert ist und ein Diplom erfordert, gibt es in der Schweiz nur wenige Praktiker, die ihre Ausbildung meist im Ausland absolviert haben. Das Universitätsspital Lausanne (CHUV) bietet jedoch einen eintägigen Lehrgang zur Leichenpflege an, der Theorie und Praxis miteinander verbindet, damit die Studenten den Umgang mit Verstorbenen, den Umgang mit medizinischen Abfällen usw. erlernen können.

Die Gesetzgebung zur Thanatopraxie im Bestattungswesen in der Schweiz ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Im Kanton Waadt beispielsweise muss ein Thanatopraktiker nicht nur eine Berufsausübungsbewilligung beim Kantonsarztamt beantragen, sondern auch vor jedem Eingriff eine Genehmigung zum Vorgehen einholen. Ausserdem kann ein medizinisches Dokument verlangt werden, um sicherzustellen, dass keine Kontraindikationen für die Durchführung solcher Handlungen vorliegen.

Die Konservierung des Körpers und die Beerdigung

Thanatopraxie im Rahmen einer Beerdigung ist nicht verpflichtend, ausser in Ausnahmefällen: um das Gesundheitsrisiko eines Transports auszugleichen oder im Falle einer Rückführung, um den Körper länger aufbewahren zu können. Es ist durchaus möglich, nur die Pflege zur Präsentation des Verstorbenen zu verlangen (Leichenwäsche, Anziehen, Frisieren, Schminken des Verstorbenen...). Wenn der Verstorbene ein Risiko für die öffentliche Gesundheit darstellt (ansteckende Krankheit), dürfen die konservierenden Massnahmen nicht durchgeführt werden.

In anderen Fällen werden die Behandlungen in der Regel auf Wunsch der Familie (z. B. bei einer Totenwache zu Hause oder wenn die Trauerfeier am offenen Sarg stattfindet) oder auf Anraten des Bestattungsunternehmens durchgeführt, wenn die Situation es erfordert (Notwendigkeit, ein Gesicht nach einem Unfall zu rekonstruieren usw.). 

Wie sieht es mit den Umweltauswirkungen aus?

Formaldehyd und Biozidprodukte tragen zur Verschmutzung der Friedhofsböden bei und stellen ein ökologisches Risiko dar. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurde häufig Arsen bei der Vorbereitung der sterblichen Überreste verwendet, was nicht ohne Folgen für die Umwelt blieb. Auch die wiederholte Exposition gegenüber Formaldehyd kann für die Behandelnden gefährlich sein.

Aus diesem Grund tendieren Bestattungsunternehmen heute dazu, anstelle von chemischen Konservierungsmethoden Kältekonservierungsmethoden (Trockeneis, Kühlgeräte) einzusetzen. Bei der Kältekonservierung sinkt die Körpertemperatur auf -96°C, wodurch der Verfall des Körpers fast genauso effektiv verzögert werden kann wie durch die arterielle Injektion einer formalinhaltigen Flüssigkeit.

Der Preis für eine thanatopraktische Behandlung

Thanatopraktische Behandlungen kosten in der Regel zwischen 500 CHF und 600 CHF und wirken sich nur marginal auf die Bestattungskosten aus. Diese Kosten berücksichtigen die Kosten für die Grabkammer, das Biozidprodukt und das Honorar des Behandlers. 

Das Verhältnis zur Leichenkonservierung in verschiedenen Religionen

Während die konservierende Behandlung von Leichen manchmal aus gesundheitlichen Gründen geächtet wird, verstösst sie auch gegen bestimmte religiöse Dogmen:

 

  • Das Judentum verbietet die Thanatopraxie.
  • Im Islam ist die Leichenkonservierung ebenfalls verboten und die Totenwaschung muss von der Familie durchgeführt werden. 
  • Auch der Hinduismus gestattet keine Thanatopraxie.

 

Im Gegensatz dazu ist die Thanatopraxie in der katholischen und protestantischen Kirche ebenso zulässig wie die Körperspende für die Wissenschaft oder die Organspende. Die orthodoxe Kirche toleriert ebenfalls die konservierende Behandlung des Körpers. 

Erhaltungsmassnahmen am Leichnam und Bestattungsrückführung ins Ausland

Die konservierende Pflege des Körpers des Verstorbenen ist in der Regel obligatorisch, sobald der Verstorbene ins Ausland überführt werden soll. Die meisten Fluggesellschaften verlangen aus gesundheitlichen und hygienischen Gründen, dass der Verstorbene in einen kalt versiegelten Zinksarg gelegt wird und eine Thanatopraxie erhalten hat. Das Verfahren der Leichenkonservierung kann jedoch variieren, wenn die Rückführung auf dem Landweg oder über eine kurze Distanz erfolgt.

Eine Entscheidung, die den Familien obliegt

Obwohl die Thanatopraxie in der Schweiz nicht standardmässig bei Bestattungen eingesetzt wird, entscheiden sich einige Familien für die Thanatopraxie, um ihren Trauerprozess besser bewältigen zu können. Ein letztes "schönes Bild" eines verstorbenen Familienmitglieds zu erhalten, kann psychologisch sehr hilfreich sein. Unter bestimmten Umständen kann nur durch die Konservierung des Körpers das natürliche Aussehen des geliebten Menschen wiederhergestellt werden.

Die Thanatopraxie ist nicht unvereinbar mit der Einäscherung. Es gibt zwar unterschiedliche Ansichten darüber, ob die Thanatomorphose bei einem Körper, der eingeäschert werden soll, eingeschränkt werden muss, aber es steht jedem frei, dem Angehörigen die letzte Ehre zu erweisen, wie er es für richtig hält: In dieser Frage liegt die Wahl also bei der Familie des Verstorbenen.

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Rédaction Everlife

Geschrieben von Rédaction Everlife,

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